Was ist Zeit?, raumimpuls Waidhofen, 10. März - 15. April 2023

Jochen Höller - Johanna Honisch - Herwig Prammer

Eröffnung: 10. März 2023

Ausstellungsdauer: bis 15. April 2023

 

FINISSAGE am Samstag, den 15.04.2023 von 11 bis 14 Uhr 

https://raumimpuls.at/aktuell

Eröffnung, am 10. März 2023

nach der Eröffnung ein Abschlussbild

Fotos: Wilfried Gerstel

Kuratorenscherz unter der Arbeit "Bogen" von Johanna Honisch ;)
Foto: Klaudia Stöckl

Jochen Höller und Herwig Prammer vor der Eröffnung am 10. März 2023

Besprechung, 4. Februar 2023, Atelier Jochen Höller

Fotos: Herwig Prammer

In dieser Ausstellung werden Arbeiten von drei Künstlern präsentiert, die jeder für sich einen anderen Zugang zur Frage: Was ist Zeit? wählt und so dieses immer gültige Thema aus verschiedenen Positionen heraus beleuchten.

 

Die allgemeine Definition spricht von „Zeit“ als ein Intervall zwischen zwei Ereignissen, jedoch mit einer unumkehrbaren Richtung. Sie bewegt sich von der Vergangenheit aus in die Zukunft und bleibt immer bei einer neu zu markierenden Gegenwart einpendelnd. Isaac Newton (1642-1727) beschreibt 1687 das Phänomen folgend: Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand. Die Wissenschaft stellte sich in den weiteren Jahrhunderten immer wieder die Frage und Albert Einstein (1879-1955), als einer der bekanntesten Forscher, definierte 1905 in seiner Relativitätstheorie ein unabdingbares Zusammenspiel: Seit dem Urknall gilt: Ohne Raum keine Zeit und ohne Zeit kein Raum.

 

 

Jochen Höller beleuchtet in seinen Arbeiten das Thema aus einem philosophischen Aspekt heraus und meint selbst: Die Zeit ist vermutlich das größte Thema in der Philosophie. Vermutlich sogar das größte und faszinierendste Thema der Menschen überhaupt. Aristoteles, Platon, alle großen Philosophen aus der Antike bis heute haben sich mit dem Phänomen Zeit beschäftigt.

Reinhart Koselleck „Vergangene Zukunft“ oder Klaus Mainzers „Was ist Zeit“ sind nur ein paar Beispiele großartiger Abhandlungen. Ich denke jede/r beschreibt den Begriff für sich anders und jede/r hat auch ein anderes Empfinden darüber. Jemand sagte mal: Die Gegenwart ist eine kleine zeitliche Ausdehnung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Eine sehr schöne Beschreibung wie ich meine.

In seinen Arbeiten verknüpft Jochen Höller immer die Komponenten Wissen, Worte, Sprache und Denkweisen und transformiert sie in Kunstwerke, die natürlich auf den ersten Blick aufgrund ihrer Ästhetik überzeugen, aber vor allem einen Denkprozess in Gang setzen, der ein Hinterfragen und auch ein Innehalten evoziert. Wenn er in Buchskulpturen einen Türspion montiert, der in das Innere der Bücher blicken lässt, so offenbart sich eine weitere gedankliche Dimension, wenn dieses Schauen ein Blick in die Vergangenheit wird und so weitere Fragen aufwirft.

 

Die Frage Johanna Honischs nach der Zeit entspringt dem Gedanken an Metaphern der Kulturgeschichte und Traditionen, die über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten sind oder Verschleifungen erfahren haben und somit ihre Ursprünglichkeit sich nicht mehr mit dem gegenwärtigen Einsatz deckt. Ihre Fragestellungen lauten oftmals: Wie konservierten Generationen vor uns den Augenblick? Welche Überlieferungen überdauerten Menschenalter und erzählen immer noch von alten Traditionen, Geschichten und Persönlichkeiten? Wie werden Erinnerungen wach gehalten?

 

In dem sie alte Überlieferungen und Traditionen in die Gegenwart zu zeitlosen, immer erinnernden Skulpturen und Objekte transformiert, verankert sie sie im Hier-und-Jetzt. Aber die Arbeiten erzählen immer noch von der Vergangenheit und erhalten so die Traditionen lebendig.

 

Der sehr persönliche Zugang Herwig Prammers zum Begriff Zeit wird durch in seinen beiden Serien: „bestandsaufnahme“ und „auf dem weg“ deutlich. In der Auseinandersetzung der „bestandsaufnahme“ kombiniert er Fundstücke, die er seit einigen Jahren gesammelt hat bzw. die er auf seinem seit einigen Jahren erworbenen Bauernhof noch von den alten Besitzern zurückgeblieben sind, zu gegenwärtigen Skulpturen, die somit einer neuen Bestimmung finden und in einer anderen Verbindung nun neue Geschichten erzählen.



Die Serie „auf dem weg“ beschreibt seine eigene Geschichte, die geprägt von der Landschaft und den Menschen im unteren Mühlviertel, immer wieder zu neuen Arbeiten führt: Die Elemente des Bodens und ihre einfachen Bestandteile sowie die ursprünglichsten Mitteln der Malerei werden zu Landschaftsdarstellungen und eigentlichen Selbstportraits gestaltet, die im Laufe der Jahre immer wieder einer Überarbeitung bedürfen und so auch von seinem eigenen Geschichte und Ansichten erzählen.



Die Verbindung dieser drei Künstler und ihrer Arbeiten in einer gemeinsamen Ausstellung beleuchtet die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Frage: Was ist Zeit? und auch an die vielen Facetten, die dieser Begriff aufwirft.