Angeblich hat Martin Luther am Mittwoch, 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen zu Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum (Streitgespräch zur Klärung der Ablässe) an die Wand der Schlosskirche in Wittenberg (Deutschland) genagelt und damit die Vertreter der katholischen Kirche in gewaltige Bedrängnis gebracht. Martin Luther hatte damit noch ein Schäuferl in der Diskussion nachgelegt, die bereits seit Jahren den Ablasshandel der Kirche anprangerte. Schließlich konnte man sich mit Geld in sogenannten Ablassbriefen von Sünden frei kaufen. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war der Ablasshandel streng geregelt, aber dann nahm die Gier seinen Lauf und es wurde "kommerzialisiert". Ein Teil dieses Geldes wurde für den Erweiterungsbaus des Petersdoms in Rom (Vatikan) verwendet. Der kostete ja schließlich eine Unmenge und der Papst brauchte Geld, viel Geld. Daneben verdienten die vom Papst beauftragten Bischöfe, Kardinäle und schließlich auch der jeweilige Ablassprediger natürlich auch Bares. Auch sie wollten für ihre Pläne und Schulden Geld, viel Geld. Luthers Zorn auf diesen Geld-Handel speiste unter anderem auch der in deutschen Städten wandelnde, sehr eifrige Ablassprediger und Dominikaner, Johann Tetzel (um etwa 1450 / 60 in Leipzig oder woanders und gestorben 1519 in Leipzig). Besonders dieser wunderbare Spruch gefiel mir:
Sobald der Gülden im Becken klingt
im huy die Seel im Himmel springt
Beim Konzil von Trient (1545 - 1563) schließlich wurde der Ablass in seiner kommerziellen Weise scharf von Vertretern der katholischen Kirche verurteilt und Papst Pius V stellte den Verkauf 1567 mit der Androhung der Exkommunikation in dieser Form ein. Überhaupt war das Konzil einberufen worden, da man auf die Forderungen der Reformatoren reagieren musste. Aber da war alles schon im Laufen.....und ein bisserl zu viel im Argen um die Reformer noch aufhalten zu können.
Apropos: Bis zu Luthers Tod 1546 ist von der angeblichen Anbringung seiner Thesen am 31. Oktober 1517 an der Kirchentür nix zu lesen. Erst danach kam die Mär auf und verbreitete sich rasch. Die heutige Forschung bezweifelt natürlich dieses Datum und den Umstand. Aber trotzdem wird am 31. Oktober der Reformationstag gefeiert.
Weltspartag, 31. Oktober
Und es trifft sich ja wieder als sehr genialer Zufall der Geschichte: Luther prangerte den Ablasshandel in Geldform an und es wird gerade an diesem Tag, an dem seine 95 Thesen den Lauf der Geschichte änderten, der Weltspartag ins Leben gerufen: Vom 26. - 31. Oktober 1924 kamen in Mailand einige Bank-Vertreter (über 350) verschiedenster Länder für einen Kongress zusammen und beschlossen nicht nur eine Vereinigung, sondern auch einen besonderen Tag zu küren, der den Spargedanken "feiert". Da der Kongress bis zum 31. Oktober lief, wurde dieser Schlusstag als solcher erkoren. Somit war der erste "Weltspartag" am 31. Oktober 1925. Da natürlich im Kalender oft der 31. auf ein Wochenende fällt und somit die Banken geschlossen haben, wird der Tag auf den letzten Werktag vor dem 31. in jedem Jahr neu gelegt. Aber der 31. Oktober bleibt trotzdem der "Feiertag".
Samhain - da sind wir bei den Kelten angelangt......
Wie schon in dem Blogbeitrag über Allerheiligen und Allerseelen beschrieben wurde, teilten die Kelten das Jahr in zwei Hälften: Winterhalbjahr: 1. November - 1. Mai und dann wiederum 1. Mai - 1. November als Sommerhalbjahr. Aber natürlich war da der Stand des Mondes entscheidend und konnte doch ein wenig abweichen. Da die Kelten ja nicht einen Kalender in diesem Sinn besaßen, sind beide Tagen wiederum als Richtwerte zu verstehen. Auch muss die Forschung oft recht konstruieren, da nicht genügend von den Ursprungsgedanken über so viele Jahrhunderte hinweg überliefert ist und man generell von den Kelten einfach so wenig weiß. Also wird angenommen, widerlegt, neu überdacht und neu interpretiert.......
Jedenfalls soll am Vorabend des Beginns des Winterhalbjahres das Fest Samhain gefeiert worden sein. Wobei man sich auch hier wiederum auf Traditionen in Irland als mögliche beste Quelle für keltische Traditionen beruft. Samhain dürfte eine Art Erntedankfest gewesen sein und auch - wie auch schon bei anderen Volksgruppen - dieser Abend als ein besonderer Tag galt, wo das Tor zur anderen Welt ein bisserl offener stand.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich verschiedenen Bewegungen, die gerne als Neuheidentum oder Neupaganismus zusammengefasst werden, da sie sich auf verschiedenen Traditionen stürzten und sie auch ein bissi neu interpretierten. Samhain und auch Beltane (Sommerhalbjahr) waren natürlich prädestiniert für allerlei neue Möglichkeiten. Dass sich daraus natürlich vor allem von irischen Einwanderern in den USA schließlich Halloween / All Hallows Eve als Tradition schön manifestiert hat, ist dann wiederum ein anderer Teil der Geschichte.
So, nun sind wir bei manchem Irrglauben und anderen Deutungen angelangt, weil man von der keltischen Geschichte einfach zu wenig weiß. Nun dichtet man ihnen Feste an, die möglicherweise sich auch nur lokal - in Irland - entwickelt haben. Aber es passt halt einfach zu gut.
Nun wird am 31. Oktober zum einen die religiöse Bewegung gefeiert, die sich vor allem am finanziellen Ablasshandel entzündete, zum Flächenbrand geriet und schließlich in einer neuen Religionsgemeinschaft mündete und zum anderen ein Feiertag, der das Geld in den Vordergrund stellt und ein wieder aufgemöbelter Abend, der schließlich mittlerweile den Tod und das Fürchten in den Fokus stellt.
Eine natürlich gemeine Feststellung: War das nicht auch damals ein bisserl ein Tod der katholischen Kirche und sie haben sich vor Luther & Co ordentlich gefürchtet, sind Banken nicht auch manchmal der finanzielle Tod mancher Menschen und so grundsätzlich ein bissi zu Fürchten (trotz der Sumsi Geschenke und den ganzen lieben Kindergeschenke, wenn man mit dem Kleingeld zur Bank gekommen ist) und schließlich Samhain und dann am nächsten Tag Allerheiligen.
Also: an diesem Tag und Abend ist gewaltig viel los. So und zu dem Ganzen noch ein kleiner Sidekick:
Mexiko: Dia de Muertos - Tag der Toten
Na und in Mexiko hat sich aus den ganzen Totengedenken was ganz Spezielles überliefert: Der Dia de Muertos (auch Dia de los Muertos). Traditionell wird mit den Feierlichkeiten am Abend des 31. Oktobers und damit am Vorabend von Allerheiligen begonnen und endet dann am 2. November mit dem Feiertag von Allerseelen. Einzelne Bräuche haben sich regional unterschiedlich entwickelt, aber die Festlichkeiten werden von dem kommerziellen Halloween und ihrer Omnipräsenz in Filmen und Serien - die meist aus den USA stammen -. verdrängt.
Das Totengedenken der Mexikaner soll schon als altmexikanischer Zeit überliefert sein. Als Altmexiko (Mesoamerika) bezeichnet man das Lateinamerikanische Gebiet, das vor der "Eroberung" der Europäer verschiedenste Hochkulturen hervorbrachte. Aus dieser Zeit noch stammt die Vorstellung, dass einmal im Jahr, die Toten zum Ende der Erntezeit das Jenseits verlassen und mit den Lebenden gemeinsam ein großes Fest feiern. Die spanischen Missionare versuchten die indigene Bevölkerung von den Feierlichkeiten abzubringen und Zeremonien und Feste zu verbieten. Da sie es nicht schafften, legten sie es als Marketingabteilung des "Herrn" kurzerhand mit dem Hochfest Allerheiligen und Allerseelen zusammen. Es war ja auch dahingehend praktisch, da für beide Weltanschauungen der Tod nicht das Ende bedeutet. Im katholischen Sinn ist es zwar ein recht düsteres und nicht die "Vorfreude" auf das Diesseits im Vordergrund stehendes Spektaktel, aber es ist auch ein Gedenken. Die Mexikaner dagegen zelebrieren ein farbenprächtiges, freudiges Fest, denn die Toten kommen zu Besuch bis sie um Mitternacht des 2. Novembers wieder in ihre Gräber zurückkehren und sich für ein Jahr wieder von den Lebenden verabschieden.
Also, diese Vorstellung von einem Totengedenken hat was Schönes an sich.