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Petra Traxler-Pilgram: Sehen und Lesen

Petra Traxler-Pilgram

 

1966 in Villach geboren,

lebt und arbeitet in Niederösterreich

 

www.traxler-pilgram.art 

www.instagram.com/traxlerpilgram

 

Abbildungen: c) Petra Traxler-Pilgram

 

 

 

Betrachtet man ein Gemälde, eine Fotographie oder eine Graphik mit einem abgebildeten Sujet, so wird ein sinnliches Sehen mit positiven wie auch mit negativen Eindrücken, eigenen Vorstellungen, Wünschen, Ängsten oder Erinnerungen evoziert. Werden dem Bildmotiv aber auch noch Worte oder Sätze beigefügt, so wird neben dem menschlichen Sinn des Sehen auch jener des Lesens angesprochen. Es ist eine andere Dimension im Verständnis der Bildaussage und der Darstellung, die in der Kombination von „Wort und Bild“ dem Betrachtenden gegenübertritt und damit auch das Bildthema in alle gedanklichen Richtungen weiter öffnet. Mehrere Aspekte können somit angesprochen und zur Überlegung und Hinterfragung dargereicht werden, um zu einem neuen oder anderen Bewusstsein zu gelangen, die ein ausschließliches „Sehen“ eines Bildmotives allein nicht vermag.

 

Ein Streifzug durch die Kunstgeschichte offenbart die Entwicklung in der Kombination der nonverbalen Kommunikation, die das Wort und das Bild bedeuten: Waren die Malereien in den Anfängen der Menschheit noch Erinnerungen und Erzählungen vergangener Ereignisse, so entstand mit der Entwicklung der Schrift langsam eine Konkretisierung. Doch ist immer fraglich, wieviele Menschen der Schrift kundig waren und auch die Worte verstanden. Die Künstler arbeiteten sehr stark mit einer Symbolik - wie einem ergänzenden Attribut oder charakteristischen Merkmalen - um beispielsweise eine Darstellung eines Heiligen oder einer religiösen Episode zu schildern. Die beigefügte Inschrift war oftmals nur einem kleinen Kreis verständlich und manches Mal nur sicherlich ein ästhetisches Element. In der Buchmalerei des Mittelalters, die mit Hilfe der klösterlichen Scriptorien Verbreitung fand, war die Kenntnis der Schrift das Essentielle und illustrierende Bilder nur ein gestalterisches Beiwerk. Die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg (um 1400 – 1468) änderte die Situation dahingehend, dass sich nun rascher die Bedeutung des gedruckten Wortes und auch die Anzahl der Schriftkundigen erhöhte. Das Sehen und Lesen konnte im Laufe der Zeit in allen Variationen ausgespielt werden und fand Höhepunkte in der Vielzahl an geschaffenen Karikaturen und Plakaten oder auch in Text-Bild-Kombinationen wie etwa jene eines Wilhelm Busch (1832-1908).

 

In den Arbeiten von Petra Traxler-Pilgram bedeuten die Kombinationen der Darstellungen und der Worte eine Öffnung des ihr wichtigen Themas in alle gedanklichen Richtungen, die die klare Haltung der Künstlerin kommunizieren, aber dem Betrachtenden und damit dem „Sehenden“ und „Lesenden“ alle Möglichkeiten zur Selbstreflexion eröffnen. 

Frei nach Sokrates, 2024, Tinte und Collage, 50 x 50 cm 

 

Hinter uns die Sinnflucht oder Freud'scher Versprecher, 2025, Collage und Tinte, 50 x 60 cm 

Hell's Angel, 2024, Collage und Tinte, 50 x 50 cm 

Das Glück ist ein Vogerl, 2025, Collage und Tinte, 50 x 50 cm 

Flower Power not dead, 2025, Collage und Tinte, 50 x 60 cm 

Der Text ist anlässlich des Entstehens des Kataloges KLARTEXT verfasst worden.