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Georg Wagenhuber: Fahrradporträts

Georg Wagenhuber

 

1966 in Linz geboren,

lebt und arbeitet in Wien und Linz

 

 

www.instagram.com/georgwagenhuber/ 

www.georgwagenhuber.com

www.instagram.com/georgwagenhuber_illustration/

 

 

 

Abbildungen: c) Georg Wagenhuber

 

 

 

GB: Es ist sehr ungewöhnlich Menschen mit ihren oder auch nur ihre Fahrräder zu porträtieren. Zunächst einmal die Frage: Wieso war es dir wichtig den Menschen und sein Fahrrad zu zeigen?

GW: das thema „portrait“ generell hat mich schon lange beschäftigt, auch das anachronistische, in zeiten der allgegenwärtigen schnellen selfies, ein portrait zu malen, das ist ein langsamer prozess, der zeit braucht. das spiesst sich mit dem effizient sein müssen unserer zeit...

wenn ich zB vor meinen „lieblings-velazquezportraits“ im KHM stehe bin ich von deren lebendigkeit und den „geschichten“ die sich da auch mitteilen, immer wieder begeistert. was waren das für menschen? was waren das für leben? für mich bleibt da auch ein rest an rätsel vor solchen bildern. 
die faszination erschöpft sich nicht.
aber wie geht das heute / jetzt? einen ganzen menschen einfach da stehen haben. fast lebensgross. wie kann das funktionieren ohne dass es akademisch wird. wieviel freiheit darf man sich nehmen. wieviel erkennbarkeit muss sein. wie vermittelt sich das zeitgenössische, das 21te Jahrhundert?
da kam dann schnell der aspekt der kleidung, der mode ins spiel. was trägt jemand und wie.
und dann kam das thema fahrrad ins spiel. da haben sich in den letzten jahren soviele moden und trends entwickelt. da gibt es so viel zu sehen auf den strassen. so tolle und auch schöne designs und farben. das visuelle hat mich gereizt.
der mensch und sein fahrrad!
 
vielleicht ist ja das fahrrad das was früher das pferd war mit dem man sich portraitieren lies?
ausserdem ist das thema natürlich hochpolitisch. wie man an dem „kampf“ um den stadtraum sieht.

GB: Weshalb dann oft auch nur ein Fahrrad?

 

GW: irgendwann konnte ich dann die vielen in der stadt herumstehenden fahrräder in all ihrer 

unterschiedlichkeit einfach nicht mehr übersehen.

manche zufälligen konstellationen, farb- und formkombinationen die da an radständern oder verkehrsschildern abgestellt sind, haben fast darum gebettelt fotografiert und dann gemalt zu werden. 

als pärchen oder auch einzeln, schön abgestellt oder auch fast schon umgestürzt.

für mich sind das alles geschichten über unser jetzt.

GB: Die Serie wurde 2014 begonnen und nun fortgeführt.
 

GW: 2016 wurden die ersten bilder bei der wiener fahrradschau in der marx halle gezeigt.

ganz aufgehört fotos von abgestellten rädern zu machen habe ich nie.

es gibt also noch genug zu tun!

GB: Also würdest du auch neue Porträtanfragen annehmen?

 

GW: Immer gerne!