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Ein SAKRA und ein dreifaches Hallelujah: Für jedes Wetter einen Heiligen! Das Who-is-Who

Es ist schier unglaublich, aber tatsächlich gibt es für jede meteorologische Gegebenheit, jemanden den man um Hilfe anflehen kann. Deshalb kann man nur salopp sakra und Hallelujah ausrufen!

 

Ich finde das ja schon wieder so interessant, woher das Wort SAKRA eigentlich stammt. Es wird in unseren Breiten laut Duden mit "verdammt" gleich gesetzt, aber es ist ein positives Fluchen und Feststellen, eher ein Ausruf des Erstaunens. Natürlich ist SAKRA die Verkürzung des Wortes Sakrament, das anscheinend auch irgendwo so ausgerufen wird. Aber bei uns nicht. Da beschränkt man sich auf SAKRA. Wobei man hier auch schon wieder zugeben muss, dass es nur mehr gelegentlich die ältere Generation sagt. Ich glaube, die jüngeren haben diesbezüglich überhaupt keine Ahnung mehr. Aber wurscht: Ich finde es großartig.

Jetzt aber wieder gschwind zu dem eigentlichen Sinn dieses Beitrages: Die Wetterheiligen! Das Who-is-Who der katholischen Kirche ist da natürlich schon wieder vertreten und es ist schier unglaublich, dass mancher Heilige so ziemlich bei allem helfen kann. Na, die haben aber dann den furchtbaren Stress. Ergo: Der Berufswunsch "Heiliger" ist nicht erstrebenswert und schon gar nicht, wenn man in der Oberliga mitspielen will!

das who-is-who, die auch für das Wetter zuständig sind.

Anna

Leonardo da Vinci
Anna selbdritt

Öl auf Platte

168 x 130 cm
Louvre Paris

 

Fotocredit: Wikipedia commons

Das Gemälde gilt als unvollendetes Werk von

Leonardo da Vinci, denn er dürfte bis zu seinem Tod 1519 daran gearbeitet haben. Sofort nach Leonardos Tod gelangte es in die Sammlung des französischen Königs.


Jaja, die Anna. Die Mutter Marias findet in den vier Evangelien überhaupt keine Erwähnung. Dass sie aber bekannt und sogar hoch verehrt wurde (zb in dem Sujet der "Anna Selbdritt" mit Maria und dem Jesuskind) verdankt sie dem Umstand des Umlaufs der sogenannten Apokryphen. Diese Schriften entstammen meist dem Zeitraum um 200 - 400 nach Christus (einige sind aber erst danach, so bis in das 9. Jahrhundert, entstanden), waren jüdischen oder christlichen Ursprungs und sind nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen worden. Sie werden als Apokryphen (Der Wortstamm kommt aus dem Griechischen und bedeutet VERBORGEN, DUNKEL) bezeichnet und waren oft nur Eingeweihten und Schriftkundigen vertraut. Martin Luther hat sich sogar mit ihnen explizit auseinandergesetzt und auch für die reformatische Kirche einige in die evangelische Bibel aufgenommen.

 

In der Zeit als sich Katholiken und Protestanten noch lieb hatten (also vor Luther) gab es auch Bibelversionen, die einige der heute als  Apokrypen bezeichneten Geschichten, enthielten. So weißt die Septuaginta (250 vor Chr.) mit ihren alttestamentarischen Geschichten einige Überlieferungen auf, die später aber heraus gekickt wurden. Die mittelalterliche Abschrift der Bibel, die sogenannte Vulgata, war schon wieder ein bisserl anders aufgebaut und hat dann durch den Buchdruck  um 1440 mit der sogenannten "Gutenberg-Bibel" natürlich einen riesigen Höhepunkt in Bezug auf ihre Verbreitung, gefunden. Im Konzil von Trient (1546) wurde die Vulgata schließlich für Katholiken verbindlich. Damit setzte man gegen Luthers Abschrift von 1529 einen deutlichen Gegenpol und die Geschichte nahm ihren Lauf.

 

Nun aber zurück zu Anna! Ihre Geschichte entstammt den Apokryphen, wurde schön herum erzählt und irgendwann wusste sie ein jeder.  Schließlich sind ja Märchen hoch interessant.
Nach 20 Jähriger Kinderlosigkeit wurden Anna und Joachim Eltern von Maria. Natürlich hat vorher ein Engel ihnen diese frohe Kunde mitgeteilt und somit war klar: Maria ist ein ganz, ganz besonderes Kind. Anna entstammte dem "Hause David" und hatte damit einen herausragenden familiären Background, sodass auch die königliche Abstammung dann auf Maria und in Folge auf Jesus übertragen wurde. Na und mit diesem Umstand konnte die Heilsgeschichte nicht nur als Gottes Sohn, sondern auch als Nachfolger eines irdischen Königs hurtig von statten gehen.

 

Besonders in der Ostkirche wurde Anna verehrt und das schwappte natürlich auch immer mit den Kreuzfahrern und durch die Handelsbeziehungen nach Europa über. Also, als Oma von Jesus war sie eine gefragte Heilige und wurde nicht nur von kinderlosen Frauen ganz stark um ihre Hilfe angefleht.

 

Dass sie schließlich auch noch die Schutzpatronin gegen Gewitter wurde, ist ein zusätzliches Sternderl in ihrem Mitteilungsheft für Bravheit. Um ihren Namenstag - so den 26. Juli herum - beginnen die sogenannten Hundstage, die von besonders großer Hitze gekennzeichnet sind. Diese Hundstage nennt man so, da der Hundsstern = Sirius am Himmel auftaucht und dieser Fixstern bereits in der Antike ganz groß verehrt wurde.

 

Folglich bedeutet das: Sirius taucht am Himmel auf -> es ist Annas Namenstag -> es kommen die Hundstage mit großer Hitze und die Gewitter werden dabei gewaltig. So und dann muss folgen: Anna anflehen, damit sie sie nicht so furchtbar werden lässt.

Conclusio: Anna ist eine katholische Wunderwaffe und Allzeit-bereit!

Anna ist Schutzpatronin gegen Gewitter. Um den Annatag herum beginnen die sommerlichen Hundstage, die bis in den August hinein andauern; diese Jahreszeit wird durch den Aufgang des Hundssterns, des Sirius im Sternbild des großen Hundes bestimmt und zeichnet sich durch große Hitze und die damit einhergehenden Gewitter aus. Selbst Martin Luther, Sohn eines Bergmannes, soll

 

 

Barbara

Die Barbara von Nikomedien war so keusch, dass ihr Vater Dioscuros sie enthauptet hat, da sie sich weigerte ihren christlichen Glauben und ihre Gott gewidmete Jungfräulichkeit aufzugeben. Das Ganze dürfte so im 3. Jahrhundert geschehen sein und hatte wieder besonders auf die Ostkirche Eindruck gemacht, die sie ganz groß verehren. Es scheint so, als hätten sie einen stärkeren Hang zu den dramatischeren Legenden. In unseren Breiten wird noch oft der Brauch, am 4. Dezember, Kirschzweige in ein Wasserglas zu stellen und sie so zum Blühen zu bringen, "vollzogen". Aus dem katholischen Heiligenverzeichnis ist Barbara eigentlich schon lange hinaus geflogen, aber trotzdem hat sie sich irgendwie noch  außen herum  durchgesetzt.

 

Sie ist nicht nur eine der 14 Nothelferinnen, sondern auch zuständig für die Bergleute. Ihr Erkennungsmerkmal für die Nicht-lesende-Bevölkerung ist ein Turm, da sie aufgrund ihres Glaubens an die Dreifaltigkeit in ihrer eremitischen Behausung ein drittes Fenster einbauen ließ, um zu zeigen: "Die Dreifaltigkeit: Gottvater - Gottsohn - Heiliger Geist = immer derselbe und eigentlich eh nur einer" gibt es wirklich.  (Ah eh, natürlich was sonst. Da spreche ich ja ein wenig aus Erfahrung: bezüglich der Lehre der Dreifaltigkeit: Ein klein wenig bibelfest aufgrund der Oma, die Zeugin Jehovas war und das Interesse der kleinen Rotznase für die Gschichtln weckte, kontra die andere Familienseite, wo der Opa überzeugter Kommunist war und natürlich dementsprechend solche Gschichtln bravourös anzweifelte. Mitten drin eine fast  8 Jährige, die mit dem Dechant stritt, aber aufgrund der täglichen Besuche und der intensiven Beschäftigung des Opas mit dem Zwergerl mit Argumenten auffahren konnte. Dass die Androhung, nicht zur Erstkommunion - wie alle anderen Kinder der Ortschaft - zu dürfen, nicht gerade Eindruck gemacht hat, ist ja klar. Außerdem waren die Religionsstunden so eine perfekte Schulung in Argumentations- und Verteidigungslehre. Eigentlich sei dem Dechant mein ewiger Dank dafür gewiss . 

 

Aber zurück zum "Des Pudels Kern" (um damit auch noch Goethe aus seinem "Faust" zu zitieren und klugzuscheissen): Die Barbara! Sie ist die Schutzpatron der Architekten und Festungsbauer. Eh klar, der Einbau eines dritten Fenster prädestiniert einen ja gerade dazu. Ihre Standhaftigkeit ist natürlich auch ein gutes Zeug, um für das Militär verantwortlich zu sein. Da ihren Vater nach ihrer Ermordung der Blitz getroffen hat und er so ein bisserl sterben musste, kann Barbara natürlich nur die Schutzpatronin gegen Blitz und Donner sein und übernimmt deshalb auch die Verantwortung für die Feuerwehr.

Pauuu, die Barbara ist aber ganz schön ausgelastet.

Christophorus

Na beim Christophorus ist es aber schwer. Obwohl er in allen christlichen Teilen der Welt höchst verehrt wird, hat man gar kein passendes Gschichterl erfinden können und die Kirchenlehrer aller Jahrhunderte haben seine Existenz bezweifelt und herum gestritten. Es gibt in der Ostkirche (Orthodoxen) und in der Westkirche verschiedene Zweige, die sich aus unglaublichen Legenden gebildet haben. Deshalb ist er im Osten auch meist mit einem Hundskopf anstatt seines Antlitzes dargestellt. Im Westen ist er nur ein Riese. Eigentlich ja schon wieder fad.  Also: Er wird verehrt und man kann aber gar nix Unglaubliches erzählen.

Jedenfalls wird er in Darstellungen mit einem Stab in der Hand wieder gegeben und  auf seinen Schultern trägt er den erwachsenen Jesus (bis ins 12. Jahrhundert) bzw. das Jesuskind (ab dem 13. Jahrhundert) über einen Fluss.

Klarerweise prädestiniert ihn das zu einen der 14 Nothelfer und er wurde "angerufen", um ein plötzliches Lebensende zu vermeiden: Der Anblick seines Gesichtes schlägt den Tod gleich in null-komma-nix in die Flucht. Deshalb wurde sein Bildnis an zahlreichen Außenwänden der Kirchen, diverser Tore oder von Türmen sicherheitshalber angebracht, denn man will ja nicht plötzlich sterben.

Da Christophorus Jesus so gut über den Fluss gebracht hat, ist er Schutzpatron der Reisenden und jeglicher Fahrzeuglenker. Dass er auch noch die Hilfe bei Dürre, Unwetter und Hagel übernommen hat, macht ihn auch zu einem Superstar der Heiligen.

 

Georg - Der Superstar für alles!

Die Geschichte von Georg braucht man eigentlich auch nicht erzählen. Nur kurz: Als Märtyrer wurde er während der Christenverfolgung unter Diokletian (284 - 305) ermordet. Da seine Geschichte ja eigentlich nicht schriftlich fassbar ist, flog er für wenige Jahre um 1969 aus dem Heiligenverzeichnis, aber rutschte 1975 wieder hinein.

 

Er ist nicht nur einer der 14 Nothelfer, sondern auch für x Stadt- und Länderpatronanzen verantwortlich, Sein Zeichen ist das Georgskreuz - Rotes Kreuz auf weißem Grund - und meist wird er mit einem Drachen und in Ritterrüstung dargestellt. ( Naja und als Drachentöter hat der Georg für die Kreuzzüge ab dem 12. Jahrhundert wunderbar gepasst. Als weißer Ritter (aber eigentlich schon lange tot) wurde er von Gott persönlich den Kreuzfahrern nach Jerusalem geschickt und so konnten sie die Stadt einnehmen. Er wurde zum miles christianus (Soldat Christi) und somit dann auch zum Patron für Ritterorden  a la Deutscher Orden oder den Templern.  Da Richard Löwenherz ihn auch so verehrte, wurde flugs aus dem Georgskreuz, die Flagge Englands.

 

Drachentöter deshalb, da er zu Lebzeiten eine jungfräuliche Königstochter vor einem gewaltigen Monster gerettet hat und nachdem der König plus sein Gefolge sich taufen ließ, konnte Georg den Drachen auch für immer eliminieren und somit das Land von allem Bösen befreien.

 

Auch bei den Bauernregeln spielte er in manchen Regionen eine wichtige Rolle: Ab seinem Namenstag, dem 23. April, durften die Felder nicht mehr betreten werden. Da er eh fast überall bekannt ist und verehrt wird, für so vieles zuständig ist, wird er natürlich auch als Bittstation für gutes Wetter inbrünstig angesudert.

Petrus - na wer sonst??

Über Petrus braucht man ja gar nix mehr erzählen! Der ist ja das Non-Plus-Ultra der Heiligen und man kann da nur seine Eckdaten kurz wieder ins Gedächtnis rufen:

 

- Simon Petrus: geboren irgendwo in Galiläa, gestorben etwa um 65 - 67 in Rom. Märtyrertod. Eigentlich heißt er, da er Jude war, Simeon. Aber die ersten Schriften wurden in griechisch verfasst und darum wurde kurzerhand Simon daraus geformt. - Was eigentlich auch umstritten ist, denn er wird auch Kephas, das im jüdischen mit Edelstein gleichgesetzt wird, benannt. Er war ja so quasi der Edelstein von Jesus .... Also, da gibt es schon gewaltige Divergenzen in den Überlieferungen. Im Lukas-Evangelium ist auch dann der Name Petrus (Fels) gefallen und so heißt er jetzt fast überwiegend: Simon Petrus oder kurz PETRUS.

 

- Er war überall in der ersten Reihe dabei. Einer der ersten Jünger, bei vielen Wundern, letzten Abendmahl, Garten Getsemani, hat Jesus dreimal verleugnet, Zeuge der Auferstehung, Pfingsten.....Missionar...Erster Bischof (Papsttum gab es damals ja und eigentlich in den ersten Jahrhunderten überhaupt nicht. Doch die heutigen Päpste bezeichnen sich als in der Nachfolger Petri ....). Der Petersdom wurde über dem Grab von Petrus in Rom errichtet und ist ja auch eine der oder die wichtigste Kirche der Christen. Großartiger geht es nimma

 

- Außerdem hat er den Job des Stellvertreter Christi angenommen und somit die Schlüssel für eh alles bekommen.

 

- Die Liste der Berufe, die unter seinem Schutz stehen, ist gewaltig lang, ebenso wie seine Rettung von diversen Krankheiten. Aber interessanterweise hat er auch das Patronat zum Schutz der Jungfrauen übernommen und das ist jetzt kein Scherz :D

 

Am Ende des Geschwafels nun aber zur Information des Artikels: Er ist der Herr des Wetters und besonders auch für Regen zuständig!

 

 

Conclusio: Jetzt weiß ich, wen ich wann um Hilfe für das Wetter für meinen Garten bitten muss und der Berufswunsch "Heilige" zu sein ist endgültig begraben. Soviel zu tun und diese Verantwortung - kaum zu bewältigen ..... ;)